Kirra's Welt

Tornados in Deutschland

 

 

Tornados in Deutschland

 

Ein Tornado (spanisch tornar „umkehren, wenden“, Partizip tornado; tornear „wirbeln, drechseln“), auch Großtrombe, Wind- oder Wasserhose, in den USA umgangssprachlich auch Twister genannt, ist ein kleinräumiger Luftwirbel in der Erdatmosphäre, der eine annähernd senkrechte Drehachse aufweist und im Zusammenhang mit konvektiver Bewölkung (Cumulus und Cumulonimbus) steht, was dessen Unterschied zu Kleintromben (Staubteufeln) ausmacht. Der Wirbel erstreckt sich hierbei durchgehend vom Boden bis zur Wolkenuntergrenze. Diese Definition geht auf Alfred Wegener (1917) zurück und ist in dieser Form heute noch allgemein anerkannt.

Die Benennungen Wind- und Wasserhose (engl.: Waterspout) bezeichnen im deutschen Sprachraum eine Großtrombe (Tornado im weiteren Sinne) über Land oder größeren Wasserflächen (Meer, große Binnenseen). Windhose ist dabei ein Synonym für einen Tornado im engeren Sinne, also über Land.

Die Benennung „Windhose“ wird jedoch von einigen Meteorologen abgelehnt. In der älteren Literatur noch wohldefiniert (Wegener), wurde sie in der jüngeren Vergangenheit vermehrt undifferenziert für verschiedene Phänomene im Zusammenhang mit plötzlich auftretenden starken Winden verwendet (zum Beispiel Downburst) oder fälschlich auf Kleintromben bezogen. Zudem wurde der Eindruck eines Unterschieds zwischen „großen“ Tornados in Nordamerika und „kleinen“ Windhosen in Europa erweckt. Ein Unterschied zwischen Windhosen und Tornados besteht jedoch weder bezüglich ihrer physikalischen Natur, noch bezüglich ihrer Stärke.

 

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Liste von Deutschland

2009

http://www.tornadoliste.de/

 

Beispielfälle aus Deutschland

Diese Auswahl zeigt signifikante Ereignisse (F2 – F5 auf der Fujita-Skala), die aufgrund von Erscheinung oder Jahreszeit von Interesse sind. Ein umfassendes Archiv findet sich bei TorDACH und in der Europäischen Unwetterdatenbank (siehe Weblink).

F2

F3

F4

F5

13. Januar 2004 Assel (Gemeinde Drochtersen bei Stade)

23. Juni 2004 Micheln (Sachsen-Anhalt), mehrere Verletzte, etwa 300 Gebäude beschädigt

10. Juli 1968 Pforzheim, 2 Tote, über 200 Verletzte zum Teil lebensgefährlich, 1750 Häuser beschädigt

23. April 1800 Hainichen (Erzgebirge)

29. Juni 1997 Vier F2-Tornados in Niedersachsen mit bis zu 85 km Spurlänge. Am schwersten betroffen Bissendorf bei Osnabrück.

5. Mai 1973 Kiel, 1 Toter

1. Juni 1927 Auen-Holthaus (Emsland), verheerende Schäden, Kühe durch die Luft gewirbelt, weitere schwere/verheerende Tornados am gleichen Tag unter anderem in den Niederlanden.

29. Juni 1764 Woldegk (Mecklenburg), ausführliche Dokumentation (siehe Weblink)

Weitere Bedeutende Fälle sind der Tornado über Pforzheim 10. Juli 1968 (F4), die Windhose von Uetersen 10. August 1926 (F3), der Wirbelsturm im Bergischen Land 14. August 1906, oder der Cyklon östlich von München 14. Juli 1894, als Tornado mit F3 vermutet.[1]

Zu den jüngsten Fällen in Deutschland gehört ein Tornado (geschätzte Stärke F2), welcher am 27. März 2006 um circa 19 Uhr über Hamburg hinwegzog. Dabei starben zwei Menschen durch den Umsturz dreier Baukräne; mehrere Bäume wurden entwurzelt, und mehr als 300.000 Menschen waren vorübergehend ohne Strom, da das Blechdach einer Halle einen Kurzschluss in einer Höchstspannungsleitung verursachte.

Am 21. August 2006 starb ein Mann in Brohl-Lützing, nachdem der Wohnwagen, in dem er sich aufgehalten hatte, von einem Tornado in ein Hafenbecken geschleudert worden war. Sein 9-jähriger Sohn überlebte schwerverletzt. Außerdem wurden einige Häuser schwer beschädigt.

Am 10. Juni 2003 erfasste ein F3-Tornado die Gemeinde Acht (Eifel). Aufgrund der Größe des Ortes hielt sich der Gesamtschaden in Grenzen, es blieb bei zwei Verletzten.

Am 12. August 2008 wütete ein Tornado in der mittelhessischen Stadt Gießen. Obwohl es sich nur um einen F1-Tornado handelte, waren die Schäden erheblich. Zahlreiche Bäume, Dachziegel und sogar ganze Dachgiebel wurden herumgewirbelt und einige Häuser, darunter auch eine Schule und Teile der Universität, in Mitleidenschaft gezogen. Besonders stark betroffen war der Gießener Philosophenwald; Teile des mehrere hundert Jahre alten Stadtwalds, darunter zahlreiche Eichen, fielen dem Tornado zum Opfer [2]. Die Großtrombe wirbelte lediglich wenige Minuten und löste sich über einem Berg von der Erdoberfläche und zog sich in die Wolkenfront zurück.[3]

 

Beispielfälle aus Österreich

Der heftigste registrierte Tornado ereignete sich am 10. Juli 1916 in Wiener Neustadt im südlichen Niederösterreich. Ein starker F3/T7 Tornado zog über den Norden der Stadt, tötete 32 Menschen und verletzte mehr als dreihundert. Zahlreiche massiv gebaute Häuser wurden zerstört, die Schneisenlänge der Großtrombe betrug knapp 20 Kilometer.

Weitere ausgewählte Tornadofälle aus Österreich:

 Windhose auch bei uns

Wir haben ´ne kleine Windhose miterlebt in Wien,

das war im Sommer 2006.

Da waren mehrere kleine Windhosen,

aber die eine die über das Feld zu unserem

Teich wanderte hatte soviel Kraft,

daß sie das Wasser in die Höhe zu ziehen vermochte.

Mein Mann, mein Sohn und Opa,

die gerade im Wasser schwammen fanden es lustig.

Ich hab mich am Ufer festhalten müssen.

Sachen schleuderten herum,

da bekommt man schon einen Adrenalinstoß und Respekt!

War aber trotzdem nur eine kleine Windhose,

die hat mir aber auch gereicht!

 

Diese Aufzeichnung war in Hollenthon gemeldet

im September 2010

 

 

http://www.wetterzentrale.de/extern/fuchs/Fr09/Tornado-

 

 


Tornadoforschung

 

Typisches Radarecho einer tornadischen Superzelle, hier am Beispiel des stärksten Tornados (F5) aus dem Oklahoma Tornado Outbreak von 1999

Obwohl Tornados in den USA eine lange bekannte Naturerscheinung sind, ist die Tornadoforschung dort noch recht jung. Die erste erfolgreiche Tornadovorhersage konnte 1948 auf der Tinker Air Force Base gemacht werden. Erst seit den 50er Jahren widmet man sich in de USA systematisch der Erfassung und Vorhersage. Wegen des kurzfristigen Auftretens von Tornados konzentriert sich letztere auf die frühzeitige Erkennung, wobei das Doppler-Radar ein wesentliches Instrument darstellt. Hiermit lässt sich bereits im Frühstadium verdächtige Rotation in Gewitterwolken nachweisen. Hinzu kommt ein dichtes Netzwerk ehrenamtlicher Beobachter, so genannte Spotter, welche aktuelle Warnmeldungen über gesichtete Tornados und auch andere Wettergefahren, wie zum Beispiel Gewitterfallböen, Hagel und Sturzfluten, in das Kurzfrist-Warnsystem einbringen. Die Spotter sind in dem Netzwerk Skywarn organisiert. Daneben besteht eine wachsende Zahl von storm chasern (privaten Sturmjägern), welche primär aus Faszination an den Naturgewalten Gewitter und Tornados verfolgen, dabei aber auch wertvolle Informationen für die Unwetter- und Tornadoforschung liefern. Hauptquartier der Unwetterforschung in den USA ist das 1964 gegründete National Severe Storms Laboratory (NSSL) mit Sitz in Norman. Dank des Warnsystems konnte in den USA die Zahl an Tornadoopfern erheblich reduziert werden.

Interessanterweise ist die Tornadoforschung in Europa älter als in den USA. Pionierarbeit leistete hier Alfred Wegener schon in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In den 30er Jahren unternahm der heute fast vergessene Meteorologe Johannes Peter Letzmann in Deutschland eine systematische Tornadoforschung, welche aber durch die Ereignisse des zweiten Weltkrieges stark eingeschränkt und danach nicht weitergeführt wurde. Im Gegenteil sank das Interesse an Tornados in der Folgezeit praktisch zur Bedeutungslosigkeit herab und beschränkte sich auf einige wenige spektakuläre Fälle wie zum Beispiel in Pforzheim 1968. Erst mit der Gründung des Netzwerkes TorDACH 1997 nahm die Tornadoforschung im deutschsprachigen Raum einen neuen Aufschwung. 2003 wurde in Deutschland, Österreich und der Schweiz Skywarn jeweils als Verband ehrenamtlicher Spotter zur Verbesserung der kurzfristigen Unwetterwarnungen im deutschsprachigen Raum gegründet. Auf europäischer Ebene gibt es ein Pilotprojekt zum Aufbau eines European Severe Storms Laboratory, ESSL (siehe Weblink).

Die heutige Tornadoforschung konzentriert sich neben der Klimatologie und der Erstellung von Fallstudien auf die Mechanismen der Tornadogenese (siehe oben). Hierzu werden aufwendige numerische Simulationsrechnungen durchgeführt, um ein besseres Verständnis der Entstehung von Tornados zu gewinnen.

Auch der Deutsche Wetterdienst plant den Aufbau eines Tornado-Frühwarnzentrums, vor allem wegen der zu Beginn des 21. Jahrhunderts gehäuften Tornadomeldungen, die vor allem auf eine erhöhte Sensibilisierung in der Bevölkerung zurückzuführen sind.

Und Ihre Zerstörungen!